Götterspeisenproduzent

Leichter als eins

Das Zögern ist verschwunden. Ist weg. Nachdem wir uns beide erst verloren hatten und die unverbindliche Nähe immer weniger greifbar wurde, ist da plötzlich etwas ganz Neues, das ich noch nicht genau einordnen kann: Geborgenheit, Vertrauen, Verbindlichkeit, Sichkennen, Einanderkennen, Fallengelassenheit.

Ich mochte sein Zögern, weil es mir genug Raum für meine Vergangenheit gab, meine Ängste und meine Sehnsüchte - für mich. Er brauchte sein Zögern, weil er mir mit seinen Ängsten nicht zur Last fallen wollte.
Jetzt, da uns die Unverbindlichkeit abhanden gekommen ist, wir uns bis ins Herz und die entlegensten Winkel unserer Seele sehen können, weil wir lange, gemeinsame Spaziergänge in ihnen gemacht haben, merken wir, dass wir die Nähe des anderen brauchen, um die Ängste zu bekämpfen, die Sehnsüchte zu stillen, die Last von den Schultern genommen zu bekommen. Die Verzweiflung taucht noch auf, häufig in den Momenten des Glücks, wirft sich wie ein Schatten über unsere Hoffnungen. Dann halten wir uns, co-produzieren Tränen, um die Schatten wegzuspülen, streichen über unsere Narben und lieben, was wir haben, an uns, an unserer Vergangenheit, aneinander und an der Zukunft. Und wir hoffen inständig, dass diese Zukunft stark genug ist und nicht wegbricht, so wie alles in unseren Vergangenheiten weggebrochen ist, was uns ausgemacht hat.

Die Angst ist immer noch da, wird wohl immer bleiben. Aber das Zögern ist verschwunden, ist der Sehnsucht nach Glück gewichen. Gemeinsamem Glück mit all seinen Risiken. Und das fühlt sich so gut an.

ich erkenne mich nicht wieder

Etwas lesen, das ich vor einem Jahr geschrieben habe. Merken, dass das schon wieder eine andere Person ist, die da Worte aneinandergereiht hat. Wo ist meine Energie geblieben? Wo ist mein Mut geblieben, wo meine Unbeschwertheit? Ein Samstag im Oktober, ein letzter schöner Tag. Man überlegt, die Fenster zu putzen oder einfach mal auszuspannen. Und plötzlich ist nichts mehr, wie es mal war.

Und jetzt? Ein Häufchen Elend, das kaum einen Tag ohne Tränen übersteht, an allem zweifelt, Angst hat. Und wenn die Angst mich fast auffrisst, ist er plötzlich da. Stark und warm. Und hält mich. So fest, wie ich es nie erwartet hätte. Und er schafft es, dass ich lache, zwar noch etwas müde, jedoch immerhin. Er küsst meine Tränen weg, auch die, die ganz weit aus der Vergangenheit kommen, und ich bin überrascht, wie stark er sein kann und wie wundervoll weich ich in seine Arme falle.

Auf dem Weg zueinander sind wir aneinander vorbeigelaufen, ich in die Zweifel und er in die Zuversicht. Jetzt nähern wir uns schrittweise an. Ich werde vielleicht nie wieder meine alte Form finden, aber er auch nicht. Und darauf freue ich mich.

tief

Aus tiefem Schlaf erwacht, direkt in eine Umarmung hinein. Tiefes Nichts, ohne Orientierungsmöglichkeiten, und an der Grenze zum Bewusstsein wartet der einzige, den man da finden möchte. Ein Gefühl, das ich schon vergessen hatte. Heute Morgen war es plötzlich wieder da.

Durchatmen, genießen, reinschmiegen, in das Gefühl, in diesen Menschen. Kopf aus.

Kennen wir uns?

Er hat meine Jakobsmuscheln vanillisiert

"Ich möchte ihn kennenlernen" schrieb sie. Das ließ mich lächeln. Ein inneres Lächeln. Glück. Ich kenne ihn, diesen wunderbaren Menschen.

Er hat diese Seewasseraugen. Er zögert. Er ist ein Kopfmensch. Er hat einen so feinen Humor, mit dem er mich immer wieder überrascht. Er braucht Abstand. Er ruht in sich. Er öffnet sich endlich. (Und dann macht er Dinge mit etwas aus meinem (defekten) Kühlschrank, das ich schon als dem Untergang geweiht kategorisiert hatte, und in meinem Kopf schwappt die Götterspeise, aber das nur nebenbei bemerkt, weil auch das so zauberhaft unerwartet geschieht, dass es mich mit voller Wucht trifft.)

Aber wann kennt man jemanden schon so richtig? Ich darf ihn kennenlernen. Langsam zwar, aber immerhin. Ich hoffe nur, die Zeit wird ausreichen. Und das ist der Punkt, an dem das innere Lächeln verschwindet. Die Erfahrung quillt aus den Ritzen und plötzlich schmeckt die Luft ein bisschen bitter.

Sinnlichkeit und Rinderhack

Der Abend begann in seiner Küche. Unverfänglich. Eigentlich. Aber für mich reichte es wieder einmal aus; die Hirn-Götterspeisen-Transformation wurde gestartet, als er Rinderhack in die Pfanne gab.

Nach dem Essen ließen wir uns treiben. Der Wein war vielleicht schuld, oder dieses Unverbindliche-Nähe-Ding, das wir mittlerweile vereinbart haben. Wer weiß das schon so genau?

Eine Weile lang trieben wir nebeneinander her, jeder auf seiner Scholle. Wie gern wäre ich dort festgefroren. Doch auf dem Boden meines Wasserglases fand ich die Kontrolle wieder.

Spring has sprung

Die Blütenblätter der Magnolie geben sich der Schwerkraft hin. Ich stehe am Fenster und trinke Tee und bin gefangen in ihrem Tanz. Er verlässt das Haus, sieht mich nicht, blickt ernst, ist gefangen in den Abläufen des Tages.

Der erste Baustein des Frühlings ist vorüber. Ich bin nicht dazu gekommen, das Grau des Winters von ihm zu waschen und ihn davon zu überzeugen, sich dem Frühling hinzugeben und jetzt ist er fast vorüber.

Ich hoffe auf den Sommer. Heiße Tage, klebrige Haut, Abkühlung nur am Abend und vielleicht ein Besuch auf seiner Terrasse bei Rotwein und ein paar Nudeln an meinem freien Tag.

too close for comfort

Ein Gespräch zwischen Tür und Angel, das wir dann doch nach Couch und Kaffee verlegen, über Nähe, körperliche, mit der er Probleme hat. Dabei sitzen wir uns so nah, dass mein Knie seinen Oberschenkel berührt und sein Blick mein Herz.

Es geht um die Nähe zwischen ihm und mir, und ich wünschte, er würde seine Zurückhaltung ablegen. Ich wünschte, der Duft meines Haars oder der Schwung meiner Lippen oder sonst irgend etwas hätten eine ähnliche Wirkung auf ihn wie das verzweifelte Grau seiner Augen auf mich und brächten seine Vorbehalte zum Schmelzen. Aber das passiert nicht.

Es geht aber auch um die Nähe, die ich grundsätzlich suche. Auch bei anderen. Es kann mir nie nah genug sein, das versuche ich ihm zu erklären. Ich erzähle ihm vom Fell des Bären und der Rinde des Baums und dem Anstand und der Verzweiflung. Er versteht das nicht, denn er hat den Abstand gesucht. Er hat einen gebrauchten Schildkrötenpanzer gefunden, den er sich übergestülpt hat, so dass ihn niemand mehr berühren kann. Ich erzähle ihm von Marc und der Seelenverwandtschaft der Ewigkeit, von David und der Unbeschwertheit der Sorglosigkeit und von Javier und dem Zauber der Bewegung.

Und weil ich grad dabei bin und ohnehin schon hoffnungslos verloren, erzähle ich ihm auch von dem schmutzigen Wasser des Sees seiner Augen, in dem ich immer wieder aufs Neue ertrinke. Dass mein Hirn sich in seiner Gegenwart grundsätzlich in Götterspeise verwandelt, erwähne ich nicht extra. Mit etwas Glück hat er das noch nicht bemerkt. Aber bei all dem weine ich keine Träne und darüber bin ich froh.

Es geht um das Gefühl von Unzulänglichkeit und um die Unzufriedenheit mit dem Selbst. Und ich will wissen, ob es nicht manchmal schön wäre, in den Arm genommen zu werden, zu fühlen, wie eine Hand über den Rücken streicht, festgehalten zu werden, so fest, dass man vergisst, was Einsamkeit ist. Die Antwort liegt in seinem Blick und dann tut es mir fast schon leid, dass ich doch versucht habe, meine Gefühle in den Panzer zu schieben. Wir schweigen und ich beobachte den Kaffeerest in meiner Tasse. Ich weiß nicht, wie verzweifelt ich auf ihn wirken muss und ob es Mitleid ist, das seine Hand plötzlich auf meinen Rücken trägt. Aber dort wo Siegfrieds Schwachstelle lag, wird es plötzlich angenehm warm.

Er möchte nicht berührt werden. Aber wenn er mich damit vor dem Ertrinken retten kann, wird er mich in Zukunft festhalten, wenn es ganz schlimm kommt, sagt er mit sicherer und kräftiger Stimme. Und mit dieser Kraft drückt er dann doch ein paar Tränen in meine Augen.

Seewasseraugenturkey

Augen von der Farbe eines schmutzigen Sees, in den ich mich stürzen möchte. Und weil die Sonnenstrahlen so spielerisch leicht in diesem schmutzigen Grau schimmerten, sprang ich hinein - mit allem, was ich am Leib trug. Das war vor fast einem Jahr, als ich zum ersten Mal mit ihm sprach. Bei jedem Gespräch seither versuche ich verzweifelt aufzutauchen aus diesem Grau, schwimme mit großen Stößen Richtung Wasseroberfläche, sehe schon die Sonnenstrahlen, und doch will es mir nicht gelingen. Erst wenn die Tür zu seiner Wohnung sich schließt, stehe ich pitschnass im Treppenhaus, sortiere meine Sinne und steige zitternd die Stufen zu meiner Wohnung hinauf. Dort sehne ich mich dann nach der nächsten Begegnung, bei der mein Hirn sich ganz sicher wieder in Götterspeise verwandelt.

salzlamm

Von Wunden und Narben und Wundern und Farben

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