Dienstag, 20. April 2010

too close for comfort

Ein Gespräch zwischen Tür und Angel, das wir dann doch nach Couch und Kaffee verlegen, über Nähe, körperliche, mit der er Probleme hat. Dabei sitzen wir uns so nah, dass mein Knie seinen Oberschenkel berührt und sein Blick mein Herz.

Es geht um die Nähe zwischen ihm und mir, und ich wünschte, er würde seine Zurückhaltung ablegen. Ich wünschte, der Duft meines Haars oder der Schwung meiner Lippen oder sonst irgend etwas hätten eine ähnliche Wirkung auf ihn wie das verzweifelte Grau seiner Augen auf mich und brächten seine Vorbehalte zum Schmelzen. Aber das passiert nicht.

Es geht aber auch um die Nähe, die ich grundsätzlich suche. Auch bei anderen. Es kann mir nie nah genug sein, das versuche ich ihm zu erklären. Ich erzähle ihm vom Fell des Bären und der Rinde des Baums und dem Anstand und der Verzweiflung. Er versteht das nicht, denn er hat den Abstand gesucht. Er hat einen gebrauchten Schildkrötenpanzer gefunden, den er sich übergestülpt hat, so dass ihn niemand mehr berühren kann. Ich erzähle ihm von Marc und der Seelenverwandtschaft der Ewigkeit, von David und der Unbeschwertheit der Sorglosigkeit und von Javier und dem Zauber der Bewegung.

Und weil ich grad dabei bin und ohnehin schon hoffnungslos verloren, erzähle ich ihm auch von dem schmutzigen Wasser des Sees seiner Augen, in dem ich immer wieder aufs Neue ertrinke. Dass mein Hirn sich in seiner Gegenwart grundsätzlich in Götterspeise verwandelt, erwähne ich nicht extra. Mit etwas Glück hat er das noch nicht bemerkt. Aber bei all dem weine ich keine Träne und darüber bin ich froh.

Es geht um das Gefühl von Unzulänglichkeit und um die Unzufriedenheit mit dem Selbst. Und ich will wissen, ob es nicht manchmal schön wäre, in den Arm genommen zu werden, zu fühlen, wie eine Hand über den Rücken streicht, festgehalten zu werden, so fest, dass man vergisst, was Einsamkeit ist. Die Antwort liegt in seinem Blick und dann tut es mir fast schon leid, dass ich doch versucht habe, meine Gefühle in den Panzer zu schieben. Wir schweigen und ich beobachte den Kaffeerest in meiner Tasse. Ich weiß nicht, wie verzweifelt ich auf ihn wirken muss und ob es Mitleid ist, das seine Hand plötzlich auf meinen Rücken trägt. Aber dort wo Siegfrieds Schwachstelle lag, wird es plötzlich angenehm warm.

Er möchte nicht berührt werden. Aber wenn er mich damit vor dem Ertrinken retten kann, wird er mich in Zukunft festhalten, wenn es ganz schlimm kommt, sagt er mit sicherer und kräftiger Stimme. Und mit dieser Kraft drückt er dann doch ein paar Tränen in meine Augen.

salzlamm

Von Wunden und Narben und Wundern und Farben

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