RiffRaff

Es ist mir so rausgerutscht, dieses 'er'

Er ist zu einem 'er' geworden, ganz unbewusst, ist nicht mehr mein 'du', nicht mehr immer. Der eine, der einmal alles für mich war. Wenn ich an ihn denken, über ihn schreibe war er das immer. Mein 'du'.

Der, mit dem ich gern meine Zukunft teilen wollte, war mein 'er'. Vielleicht liegt es daran, dass die Zukunft plötzlich eingetreten ist. Vielleicht wird die Zukunft auch langsam wichtiger. Es ist mir einfach so rausgerutscht, dieses 'er'. Es erschreckte mich. Aber eigentlich ist es schön. Er wird immer ein Teil von mir bleiben, ein wichtiger Teil, wird immer eine Ecke meines Herzens bewohnen, egal wie präsent diese Zukunft wird. Das wird sie nämlich gerade, sehr präsent und sie geht viel weiter als die Vergangenheit ging. Aber dennoch lässt sich diese Vergangenheit nicht abstreifen. Und du wirst immer bleiben, als er und manchmal auch als du. Und er hat Verständnis dafür, lässt dich teilhaben an meinem Leben, meiner Zukunft, räumt dir Platz ein. Ist er nicht wundervoll?

Cookie Monster Lime Pie

Ein Steppke von ca. 6 Jahren, mit dessen Erwachsenenich ich bis vor ein paar Jahren mein Leben teilte, bekam von seiner Mutter einst erklärt, dass das Cookie Monster eigentlich gar keine Kekse esse. Es krümele so furchtbar ungeschickt und aufgeregt herum und würde nie auch nur ein klitzekleines Krümelchen herunterschlucken. Die Krümel würden nach Drehschluss feinsäuberlich zusammengetragen, in eine Tüte gekrümelt und landeten schließlich in Mutter RiffRaffs Küchenschrank. Auf Basis dieser Original Cookie Monster Kekskrümel bereitete sie dann zu besonderen Anlässen den Original Cookie Monster Lime Pie zu, während der kleine RiffRaff im Fernsehen das Cookie Monster bei seiner Krümelei beobachtete und feststellen musste, dass dieses in der Tat nicht einen einzigen Keks aß, sondern vielmehr großzügig Krümel um sich herum verteilte. In RiffRaffs Vorstellung mussten seine Mutter und das Cookie Monster sehr gute Bekannte sein. Immerhin bekam seine Mutter diese Krümel exklusiv. So musste es einfach sein, denn es gab viele besondere Anlässe, zu denen seine Mutter eben diesen Kuchen vorbereitete. Selbstverständlich war es RiffRaffs Lieblingskuchen und auch der seines Bruders.

Die Geschichte prägte RiffRaff bis ins Erwachsenenalter. Seine Mutter habe ich nicht mehr kennengelernt, Key Lime Pie, pardon den Original Cookie Monster Lime Pie backe ich aber noch heute nach ihrem Rezept. Dabei träume ich manchmal vor mich hin, versuche mir vorzustellen, wie der kleine RiffRaff mit großen Augen vor dem Fernseher sitzt und den Weg der Kekskrümel verfolgt. Er fehlt mir, aber beim Anrühren der Limettencreme ist er wieder da und ich bin froh, dass er mir diese Geschichte erzählt und das Rezept anvertraut hat.

Nächte und Regen

Ich mochte den Regen, als er im Sommer nachts vor dem Fenster prasselte, während ich mit der Erinnerung an dich unter der Decke lag, fest in deiner Umarmung aus dem Nirgendwo. Die Nächte waren trotzdem warm und ich fühlte mich wohl und nicht so endlich.

Jetzt sind die Nächte kalt und ungemütlich, fahren in meine Glieder und krampfen in meinem Bauch. Sie sind schwärzer und schneiden kleine Stücke aus mir heraus.

Ich muss einen Weg finden mit diesen Nächten und diesem Regen umzugehen, wie jedes Jahr. Wie jedes Jahr bin ich planlos. Durststrecke bis zur Schneeschmelze, bis die Tage wieder länger werden. Wie man die übersteht vergesse ich von Herbst zu Herbst.

Drei Jahre

vernarbter-muskel

Da war diese E-Mail, in der er fragte, ob wir uns sehen könnten. Eine Frage wie ein Wetterumschwung für den vernarbten Muskel in meiner Brust. Liebe und Angst trafen sich an der schmalen Fläche ihrer Schnittmenge, der Verzweiflung, und konnten keine Ausreden mehr ersinnen. Stattdessen schickten sie Nachrichten ans Hirn, den Bauch ausreichend mit Panik zu füttern und in den einsamen Stunden, in denen die Gedanken immer besonders wild kreisen, für genug Tränennachschub zu sorgen.

Mit aufgeblähtem Bauch und genug Augenwasserdruck stand ich dann also am Flughafen.

Ich habe den Schock verarbeitet. Er sieht noch immer aus wie du. Aber ich tauche nicht mehr so tief in sein Lachen oder seine Augen, dass ich nicht mehr differenzieren könnte. Seine Stimme ist deiner noch immer so ähnlich. Aber ich schließe die Augen nicht mehr, um mir vorzugaukeln, du würdest mit mir sprechen. Wenn ich ihn umarme, umarme ich immer auch dich ein wenig. Aber ich lasse wieder los. Es macht mich noch immer traurig. Aber es tut nicht mehr so weh.

Inzwischen ist alles halb so schlimm. Ich genieße die Anwesenheit eines Menschen, für den du auch einmal alles warst. Mit unerwarteten Wetterumschwüngen werde ich wohl trotzdem weiterhin zu kämpfen haben.

frisch

Da ist dieses Kapitel, das ich gerne beenden würde. Aber es geht mir zu nah, um das Buch aus der Hand zu legen. Ich lese es wieder und wieder und die Seiten sind schon ganz zerfleddert. Einige Buchstaben kann ich kaum noch erkennen, weil meine Finger zu oft darüber gestrichen sind.

Träume sind keine Fortsetzungsromane, aber das Leben ist einer. Alles baut aufeinander auf. Manches vergisst man, aber dann taucht jemand auf, der dieses eine bestimmte Kapitel auch kennt, und dann ist die Tinte wieder frisch.

Ride the teardrop down my cheek II

Eine Kette, Glasperlen nur, aber unendlich wertvoll, weil ein Geschenk von dir, eines der wenigen Erinnerungsstücke, die ich nicht nur in meinem Herzen trage.
Zeitnot, eine unbedachte Bewegung auf dem Sprint zur Bahn und die Perlen schießen in alle Richtungen (keine Zeit, sie aufzusammeln).
Atemnot. Das Herz pocht wie wild im stickigen Zug.
Tränen, ich will sie halten, doch es ist egal. Merkt doch niemand, ob hier Schweiß läuft oder ob das Tränen sind.
Ist der Salzgehalt eigentlich gleich?

If you want to know how I feel, just take a tear and ride it down my cheek.

Imitation Ltd.

Wenn ich das Gefühl habe, der Trauer, der Wut und der Verzweiflung über deinen Tod entwachsen zu sein, an Stärke gewonnen zu haben, das Glück der kleinen Dinge, die Freude am Leben wiedergefunden zu haben als Bestandteile eines allgegenwärtigen Wohlbefindens, werde ich oft durch kleinste Erinnerungspartikel zurückgeworfen.

Lange habe ich den Fehler gemacht, mich mit mir zu vergleichen, dem Ich von damals, doch diese Person gibt es nicht mehr. Sie ist mit dir gestorben und in alle Winde zerstreut. Die Zeit und die Luft waren an diesem Tag aus dem gleichen Material, rieselten mit uns ineinander. In die Ewigkeit.

Ich kann das Leben von damals imitieren, es aber nie erreichen. Diese Imitation, die in der Hülle meines Körpers weiter existieren und funktionieren muss, ist geplagt vom alles beherrschenden und sehnsüchtigen Original.

An manchen Tagen strecke ich die Arme aus und versuche unsere Partikel aus der Luft zu filtern. Aus der Ewigkeit. Doch da ist nichts mehr. Nur Erinnerungen, wie Pollen in der Luft, die sich auf meinen Körper legen, auf meine Seele. Ich warte auf den Regen.

Ride the teardrop down my cheek

Der Tag ist grau, aber das ist nicht schlimm. Ich raffe mich auf und trainiere bis zur Erschöpfung, bis ich meinen Körper spüre. Dann weiß ich, dass ich lebe. (Wie gut sich das anfühlt!)

An sonnigen Tagen ist es schwieriger. Scheint die Sonne, bin ich automatisch glücklich. Das ist ein Impuls. Die Kraft der Sonne wirkt auf meinen Körper und auf meine Seele mit voller Wucht und setzt ganz selbstverständlich und automatisch Energie und Glücksgefühle frei. Dem kann ich mich nicht entziehen. Und weil das so unglaublich ist, versuche ich manchmal, die Quelle für dieses Wohlbefinden zu orten. Schnell merke ich, dass mein Glück assoziativ ist.

Da ist dieses Gefühl, wenn die Sonne nachmittags gegen 3 warm und intensiv zum Fenster hereinscheint. Ich spüre deinen Atem an meinem Ohr, meinem Hals. Die perfekte Illusion, denn du warst nie hier mit mir. Nie hier in dieser Wohnung. Nie hier in diesem Jahr. Und auch nicht im letzten. Aber es gab wundervolle heiße Tage, an denen meine Härchen sich aufstellten, weil ich deinen Atem plötzlich und unerwartet auf meiner Haut spürte.

Da ist dieses Gefühl, wenn ich eine Aprikose in den Händen halte, über ihre weiche Haut streiche, ihr saftiges Aroma in mich aufsauge. Du beißt in diese reife Frucht. Ich sehe dein Lachen, die Fältchen um deine Augen. Zeugen eines glücklichen Lebens, nicht des Alters. Ich höre dein Lachen, dein wunderbares warmes Lachen, das Lachen vergangener Tage, die noch nichts von Krankheit und Elend ahnten. Ich spüre das Glück dieses perfekten Moments, der lange vorbei ist. Ich lege eine Hand auf die Brust, dorthin, wo das Herz schlägt, nur um zu fühlen, ob es noch im Körper steckt. Denn es schlägt so starkt, als wollte es sich heraussprengen.

Der perfekte Moment. Glück. Und dann kommt das Bewusstsein. Und die Tränen.

If you want to know how I feel, just take a tear and ride it down my cheek.

salzlamm

Von Wunden und Narben und Wundern und Farben

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