Drei Jahre
Da war diese E-Mail, in der er fragte, ob wir uns sehen könnten. Eine Frage wie ein Wetterumschwung für den vernarbten Muskel in meiner Brust. Liebe und Angst trafen sich an der schmalen Fläche ihrer Schnittmenge, der Verzweiflung, und konnten keine Ausreden mehr ersinnen. Stattdessen schickten sie Nachrichten ans Hirn, den Bauch ausreichend mit Panik zu füttern und in den einsamen Stunden, in denen die Gedanken immer besonders wild kreisen, für genug Tränennachschub zu sorgen.
Mit aufgeblähtem Bauch und genug Augenwasserdruck stand ich dann also am Flughafen.
Ich habe den Schock verarbeitet. Er sieht noch immer aus wie du. Aber ich tauche nicht mehr so tief in sein Lachen oder seine Augen, dass ich nicht mehr differenzieren könnte. Seine Stimme ist deiner noch immer so ähnlich. Aber ich schließe die Augen nicht mehr, um mir vorzugaukeln, du würdest mit mir sprechen. Wenn ich ihn umarme, umarme ich immer auch dich ein wenig. Aber ich lasse wieder los. Es macht mich noch immer traurig. Aber es tut nicht mehr so weh.
Inzwischen ist alles halb so schlimm. Ich genieße die Anwesenheit eines Menschen, für den du auch einmal alles warst. Mit unerwarteten Wetterumschwüngen werde ich wohl trotzdem weiterhin zu kämpfen haben.
m.mad - 24. Jul, 08:50